Mit 16 Jahren war ich in einer Lehre als Maschinen-Mechaniker und hatte relativ wenig Freude an dem was ich da so tun musste. Das Bearbeiten von Stahl und anderen Metallen war nicht unbedingt meine grosse Liebe. Computer gab es zu dieser Zeit noch nicht. Und stellen Sie sich vor: Es gab auch keine Handys oder sonstigen computerisierten Geräte wie Tabletts oder Spielkonsolen! Die wurden erst gerade erfunden. Aber zum Glück gab es bereits Werkzeugmaschinen, die sich programmieren liessen und so kam ich in den Kontakt mit den ersten Programmen. Daran hatte ich Spass und der Start in eine Computer-Karriere war gesetzt.

Im 2. Lehrjahr kam dann der erste PC auf den Markt. Allerdings zu Preisen die natürlich für einen Lehrling unerschwinglich waren. Aber ein Physiklehrer an der Gewerbeschule hatte sich einen IBM PC angeschafft und hin und wieder durften wir darauf unsere ersten BASIC-Programme ausprobieren. Von dem Zeitpunkt an wusste ich ganz genau, dass ich in Zukunft noch mehr mit Computern arbeiten möchte.

Die Lehre ging weiter und im 3. Lehrjahr (1983) kam dann endlich der lange erwartete erste Homecomputer auf den Markt: Der legendäre Commodore C64.
Den ich mir natürlich sofort gekauft habe. Jetzt konnte ich endlich selbst loslegen und mich mit dem Wesen der Computer auseinandersetzen. Das war nicht ganz einfach, denn Programme gab es anfangs kaum. Man musste alles selbst programmieren. Von grafischen Benutzer-oberflächen und Mausbedienung konnten wir dazumal nur träumen. Das war pure Science-Fiction.
Nach Abschluss der Lehre konnte ich zwar BASIC programmieren, wusste aber kaum was ich damit Sinnvolles anfangen sollte. Jetzt schossen aber die ersten Computerläden aus dem Boden und ich ging sofort in den nächsten Laden um dort als Computerverkäufer zu arbeiten. Wir verkauften jede Woche ein paar Palletten Homecomputer und auch immer mehr PC’s für den Einsatz im Büro.

Ich habe dann 15 Jahre PC’s und Homecomputer verkauft, installiert, repariert und den Kundensupport gemacht. Die ersten Firmen wurden mit Serverinstallationen und Netzwerken ausgerüstet und sowohl Betriebssysteme wie auch Anwendungsprogramme wurden jedes Jahr umfangreicher und komplexer und damit natürlich auch anfälliger für Störungen. Ich habe dann ein paar Computershops für die Kette eröffnet und als Fililalleiter betreut und mir immer mehr Fachwissen angeeignet.

Nach 15 Jahren war ich ein Troubleshooter der jedes Computer-Problem löst und mit allen Wassern gewaschen ist. Ich hatte aber auch langsam genug davon 9 Stunden am Tag vor dem PC zu verbringen, so machte ich mich auf zu neuen Ufern und begann in einer Softwareberatungsfirma zu arbeiten. Bei dieser anspruchsvollen Tätigkeit im Umfeld der betriebswirtschaftlichen Software musste ich erkennen, dass meine theoretischen Kenntnisse nicht ausreichten um einen kompetenten Job zu machen. Also begann ich ein nebenberufliches Studium zum Betriebswirtschafter. Kaum hatte ich die Ausbildung abgeschlossen und war nun auch theoretisch Fit für die anspruchsvolle ERP Software, ging mein damaliger Arbeitgeber konkurs und ich stand auf der Strasse.

Anfangs 2000 entschloss ich mich deshalb selber eine Beratungsfirma zu gründen und mich selbständig zu machen. Seither berate ich kleinere Firmen bei der Evaluation, Einführung und im Betrieb von betriebswirtschaftlichen Softwarelösungen. In über 30 Jahren Informatikberuf habe ich tausende von Stunden vor dem Bildschirm verbracht und mir ging langsam ein Licht auf, dass ich etwas ändern musste. Schon seit jeher hatte ich besondere Freude wenn ich den Leuten etwas beibringen konnte und Sie danach besser mit dem Computer arbeiten konnten. Für mich zeigte sich nun meine wahre Berufung. Ich wollte Lehrer sein und die Menschen in der Anwendung des Computers unterrichten. Also begann ich eine weitere Ausbildung. Fachkenntnisse hatte ich schon genug gesammelt über all die Jahre in der Informatik. Jetzt musste ich nur noch lernen wie man dieses Wissen am besten zu den Menschen bringt.
Somit lag es nahe eine pädagogisch-didaktische Weiterbildung zu machen. Was ich dann auch in den folgenden Jahren nebenberuflich getan und mit dem Ausbilder FA abgeschlossen habe. Ausserdem habe ich mir Aufträge gesucht wo ich Computerthemen unterrichten konnte. Begonnen habe ich 2002 bei der Migrosklubschule als Kursleiter von einem Linux-Kurs. Nach und nach kamen Lehraufträge von bekannten Ausbildungsanbietern wie HSO oder Minerva dazu und ich musste eine zusätzliche Ausbildung machen um Jugendliche in der Grundbildung unterrichten zu dürfen. So bin ich jetzt letztendlich nebenamtlicher Informatik Berufsschullehrer geworden und kann jetzt endlich genau das machen woran ich Freude habe: Mit Menschen arbeiten!